Der Anfang – Auftakt in Glorie

Des erste Logo des BSV

Als der BSV Dachau im Februar 1987 formell das Licht der Welt erblickte, wurde Billard – und ganz speziell Poolbillard – in der Deutschen Bevölkerung definitiv noch nicht als Sport akzeptiert. Wenn Billard überhaupt bekannt war, dann als abendlicher Zeitvertreib für zwielichtige Gestalten, der hauptsächlich in Hinterzimmern übler Spelunken ausgeübt wurde.

 

Zum Vergleich: In Amerika war (Pool-)Billard immer schon als „Sport“ oder sogar als „Beruf“ anerkannt. In Teilen Asiens (Taiwan, Philippinen) ist Pool-Billard DIE Sportart Nummer Eins und ihre Akteure Nationalhelden – Sportler wie Ralf Souquet also Superstars, die auf offener Straße erkannt werden.

 

Mittlerweile hat der Billardsport auch in Deutschland so etwas wie Anerkennung erfahren – wenn auch leider noch nicht überall…

 

In Dachau stieg das Ansehen der Sportart und des Vereins in Stadt und Landkreis in den ersten Jahren aufgrund der vom BSV Dachau errungen Erfolge schon deutlich früher:

 

In den ersten vier Jahren seines Bestehens konnten Einzelsportler des BSV je einen deutschen und einen Vizemeistertitel sowie sieben Landesmeistertitel erringen. Mannschaften des Vereins konnten zeitgleich drei bayerische Titel an die Amper holen.

 

Alleine in der Saison 1990/91 wurde die damalige 1. Mannschaft in zwei Disziplinen bayerischer Mannschaftsmeister und spielte in der 1. Bundesliga. Die zweite Mannschaft qualifizierte sich für die 2. Bundesliga und Einzelspieler wurden mit 5 bayerischen Meistertiteln ausgezeichnet.

 

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Das Intermezzo – Niedergang oder Alltag?

Nach dem grandiosen Auftakt schlich sich auch an der Brunngartenstraße langsam der Alltag ein, was zu einem klaren Abflauen des Enthusiasmus geführt hat. Darüber hinaus war der große Billard-Boom – ausgelöst vom Hollywood-Streifen „Die Farbe des Geldes“ – in Deutschland endgültig verebbt. Aufgrund seiner bereits damals erreichten Größe konnte der BSV zumindest das tödliche Schicksal vieler anderer Billardvereine stets vermeiden und „plätscherte“ so vor sich hin…

 

Besonders erschwert wurde die Situation von einem generell im Sport bekannten Phänomen: der Abwanderung der Top-Sportler zu anderen Vereinen.

 

Da die damalige Vorstand ebenfalls weder die Ausdauer noch das Geschick hatte, Spieler und Erfolg im Verein zu halten, bleibt von den Jahren bis zum Wirte-Wechsel 1996 aus der Brunngartenstraße nicht mehr viel positives zu vermelden…

 

Der neue Wirt machte es sich zur Aufgabe, Lokal und Verein wieder dorthin zu bringen, wo man in Dachau einige Jahre früher bereits gewesen war. Er holte einige "Billard-Ur-Dachauer" zurück  und sorgte auch für einen kompletten Wechsel der Vorstandschaft. In diesem Zusammenhang überredet er mit Andreas Huber einen dieser „Ur-Dachauer“ mit Leistungssporthintergrund und langjähriger Erfahrung in Vereins- und Verbandsführung dazu, den Vorsitz des Vereins zu übernehmen.

 

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Die Wiedergeburt - Aufbruch zu neuen Sphären

Im folgenden Jahr wurde buchstäblich jedes Staubkorn im Verein mehrfach gewendet und der BSV in einen modernen Sportverein mit Anschluss an Stadt, Landkreis und Freistaat verwandelt.

 

Auch sportlich wurde der Verein aus seinem Dornröschenschlaf erweckt und immer weiter in Richtung Leistungssport bewegt – ohne dabei den notwendigen „Unterbau“ aus engagierten Breitensportlern aus den Augen zu verlieren.

 

Als erstes Highlight konnte in der Folge mit Thomas Hasch der Vizeweltmeister des Jahres 1993 verpflichtet werden. Zusammen mit dem Senioren-EM und WM-Teilnehmer Karl Kreß führte er die erste Mannschaft in einem beispiellosen Durchmarsch (ohne Punktverlust) zum Aufstieg in die Oberliga. Direkt in der folgenden Saison konnte im BSV der ungeschlagene Durchmarsch durch die Bayernliga und in der nächsten Saison (2001/2002) die Qualifikation in die 2. Bundesliga gefeiert werden.

 

Die jungen Nachwuchs-Stars Marcel Kirsten und Philipp Stojanovic bildeten mit den beiden Routiniers Dirk Paulus und Robert Hirschbichler das Dachauer Top-Team, nachdem Thomas Hasch den Verein verlassen hatte. Die Bundesliga-Debüt-Saison 2002/2003 endete äußerst erfolgreich mit einem 2. Platz in Liga 2. Die überraschend mögliche Relegation zur 1. Bundesliga ging dann nach einem 8-Stunden-Krimi gegen Mölln leider verloren, was dem BSV die erste „Liga-Ehrenrunde“ seit 5 Jahren bescherte.

 

Ganz „nebenbei“ wurde Andreas Huber, der 2001 schon zum Beauftragten für das Lehrwesen in Deutschland ernannt worden war, in das Amt des Bundestrainers berufen.

 

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Der Durchbruch – Dachau als feste Größe im Billard-Sport

Zur Saison 2003/2004 konnte der BSV Dachau den deutschen Spitzenspieler Harald Stolka sowie den tschechischen Nationalspieler Roman Hybler verpflichten und mit ihnen gelang der Schritt nach ganz oben:

 

In der Besetzung Hybler, Stolka, Kirsten und Stojanovic blieb Dachau die gesamte 2. Bundesliga-Saison ungeschlagen und stieg mit 9 Punkten Vorsprung ins Oberhaus des Billardsports auf.

 

In der Bundesliga-Debüt-Saison wurde schließlich Philipp Stojanovic durch den griechischen Top-Spieler Evangelos Vettas ersetzt und bereits im Aufstiegsjahr der erste deutsche Meistertitel eingefahren. Das „Maß aller Dinge“ im Deutschen Billardsport war zum damaligen Zeitpunkt der PBC Fulda, dem man den Titel denkbar knapp um einen Sieg im Entscheidungsspiel abjagen konnte.

 

2005/2006 gelang das Unglaubliche: Der Titel wurde verteidigt – erneute gegen die Domstädter aus Fulda und wieder mit eine hauchdünnen Vorsprung von 2 Punkten.

 

Das Jahr 2006 hatte für den BSV aber auch noch ganz andere, denkwürdige und folgenschwere Ereignisse auf Lager:

 

Die Damen-Mannschaft des Vereins, die im Vorjahr ungefährdet Landesmeister geworden war, machte auf der Deutschen Meisterschaft das Unmögliche möglich und sicherte sich in der Besetzung Karin Mayet, Monika Huber, Andrea Schick und Handan Karadag den Deutschen Meistertitel!

 

Darüber hinaus begann der Verein in diesem Jahr damit, ein eigenes TOP-Nachwuchs-Programm ins Leben zu rufen und zu diesem Zweck die aussichtsreichsten Jugendlichen des näheren und weiteren Umfelds in Dachau zusammen zu ziehen. Spieler wie Valery Kuloyants und Benjamin Heimmerer waren von Anfang an Teil dieses Programms – und ein 13jähriger schmächtiger Jüngling names Manuel Ederer…

 

Gerade letzterer machte in den folgenden Jahren als „German Wunderkind“ von sich reden und dominierte die Jugend-Szene im europäischen Billard mit seinen unzähligen nationalen und internationalen Erfolgen (u.a. 7 EM-Titel und je ein 3. und 4. Platz auf Junioren-WMs).

 

Andreas Huber, als Bundestrainer längst mit dem „Dienstnamen“ BuPu (Bundespudel) belegt wurde 2006 zum Bundeslehrwart gewählt und zog damit auch in das Präsidium der Deutschen Billard Union ein.

 

Sportlich begann im Oberhaus des Deutschen Billardsportes ab der Saison 2006/2007 das große Experimentieren mit den Spielsystemen – leidtragender war unter anderem der amtierende Deutsche Meister aus Dachau, der sich schwer tat, mit den veränderten Umständen zurecht zu kommen. Evangelos Vettas verlegte zudem seinen Lebensmittelpunkt wieder zurück nach Griechenland, was dem bayrischen Nachwuchsspieler Christoph Reintjes einen Stammplatz in der ersten Dachauer Mannschaft einbrachte.

 

In der Bundesliga schlugen sich Anpassungs-Schwierigkeiten und veränderte Aufstellung in einem enttäuschenden 5.Platz nieder – was allerdings die „jungen Wilden“ wieder wett machten: Der im Vorjahr aus der Taufe gehobene Top-Nachwuchs des BSV sicherte sich den Deutschen Meistertitel der Jugendmannschaften – womit der BSV der einzige Billardverein wurde, der in seiner Vereinsgeschichte die Mannschaftstitel der Herren, Damen und der Jugend erringen konnte – und das nur innerhalb zweier Spielzeiten!

 

Zur Saison 2007/2008 ersetzte der 5fache Jugend-Europameister Nicolas Ottermann den aus dem Billardsport scheidenden Marcel Kirsten und absolvierte nach seiner Zeit bei der Sportförderkompanie der Bundeswehr im Umfeld des Dachauer Top-Nachwuchs-Programms auch seine Ausbildung zum Speditionskaufmann.

 

In der Bundesliga gab es – wie in den nächsten Jahren auch – ein erneut verändertes Spielsystem. Für den BSV endete das Jahr abermals mit dem 5. Platz. Den sportlichen Erfolg sicherte erneut die Jugendmannschaft des Vereins, die ihren deutschen Mannschaftstitel bravourös verteidigte.

 

Dachau war also endgültig zur „Festen Größe“ im Deutschen Billardsport geworden und war – speziell nach dem überraschenden Niedergang des ehemaligen Rivalen Fulda – zu so etwas wie dem Synonym für professionelle Trainings- und Vereinsarbeit in Deutschland geworden.

 

Die Billard-Sportanlage, in der der Verein beheimatet ist („Billardlokal“ wäre eigentlich der falsche Ausdruck), ersetzte nun im Billardsport auf Landesebene auch die Sportschule Oberhaching des BLSV und wurde zum Landes-Leistungs-Stützpunkt des Bayerischen Billardverbandes ernannt. Andreas Huber übernahm zeitgleich kommissarisch das Amt des Landestrainers.

 

2008/2009 gastierte die Nummer Eins des Dachauer Teams, Roman Hybler bei seinem Ex-Verein Fürstenfeldbruck und so schlug die Stunde des erst 15jährigen Manuel Ederer – er wurde als einer der jüngsten Spieler aller Zeiten zum Stammspieler in der 1. Bundesliga. Der BSV beendete die Saison als Vierter (punktgleich mit dem Drittplatzierten Straubing).

 

In der Folgesaison war das Dachauer Ensemble der Vorjahre mit Roman Hybler dann noch einmal komplett und der zweite Tabellenplatz hinter dem wieder auferstandenen BC Oberhausen konnte erreicht werden. Nicolas Ottermann war es dann auch, der den ersten Deutschen Einzelmeistertitel der Herren seit den Anfängen des Vereins nach Dachau holte (9-Ball).

 

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Aufbruch in die Neuzeit – Superstars, Medien und Fanclub

Die Saison 2010/2011 war das Jahr des lange vorbreiteten Generations-Wechsels in Dachau: Das 2006 gestartete Nachwuchs-Programm des BSV erfüllte seinen Zweck mit der Nominierung von Valery Kuloyants und Benjamin Heimmerer als Stammspieler der ersten Bundesliga. Neben Manuel Ederer, der ja bereits 2 Jahre Bundesliga hinter sich hatte, bildeten die ehemals „Kleinen“ den Kern der neuen Dachauer Mannschaft. Als vierter Mann konnte mit dem 19jährigen Dominic Jentsch kein geringerer als der aufgehende Stern am Deutschen Billardhimmel an die Brunngartenstraße geholt werden: Der zu diesem Zeitpunkt amtierende Deutsche Herrenmeister galt in der Jugend neben Manuel Ederer als das europäische Top-Nachwuchstalent und belegte einen Platz bei der Sportförderkompanie der Bundeswehr.

 

In der Bundesliga reichte es deutlich hinter dem erneut siegreichen BC Oberhausen und nur einen Punkt hinter dem mit den ehemaligen Dachauern Stolka, Hybler und Reintjes bestücktem BSV Playhouse Fürstenfeldbruck zu Platz drei der Bundesliga.

 

Die „jungen Wilden“ bescherten dem BSV dazu noch einen Medaillenregen auf nationalen und internationalen Meisterschaften – so wurde Manuel Ederer Deutscher Meister der Herren im 14/1endlos und Bundes-Vize-Meister im 10-Ball, Dominic Jentsch wurde Deutscher Meister im 9-Ball und Europameister im 8-Ball.

 

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